Familientreffen im Schwarzwald

Wir wandern weitere drei Tage durch den Schwarzwald, und je weiter es auf Ostern zugeht, desto höher, also auch verschneiter wird es. Als wir am Karfreitag am Mummelsee in der Dämmerung ankommen, ist das einzige Hotel ausgebucht. Also per Anhalter ins 30 Kilometer entfernte Baden-Baden. Beim schnellen Stadtbummel lesen wir selbst beim DM-Drogeriemarkt die Angebote auf russisch und japanisch.
Am nächsten Tag weiter durch den Schnee, voller Vorfreude aufs geplante Treffen am Sonntag: Hans Martin und Joe Ann haben sich aus Wiesbaden angekündigt, wollen uns im Oberhamersbach, unserem Etappenziel, abholen um dann gemeinsam die Verwandtschaft in Donaueschingen zu besuchen. Es klappt, kaum haben wir uns in der Kneipe aufgewärmt, platzen sie auch schon rein! In einer guten Stunde sind wir in Donaueschingen - man ertappt sich dabei, automatisch auszurechnen, wie lange man für die Strecke zu Fuss bräuchte. Ein herzlicher Empfang bei Helga und Bodo, am Abend ein sensationelles Abendessen mit der Familie.

Am Tag drauf bummeln wir durch Donaueschingen. Beherrscht wird das Stadtbild vom Fürstlich Fürstenbergischen Residenzschloss. Es liegt an der Donauquelle, inmitten eines weitläufigen Parks mit alten Bäumen, stimmungsvollen Teichen und Wasserläufen, historischen Gebäuden und Denkmälern. Fürs gemeine Volk allerdings nicht zugänglich, nur die Donauquelle befindet sich ausserhalb der fürstlichen Umzäunung, so dass die Besucher nach bester Trevi-Manier ihre Münzen reinwerfen können.
Seine Existenz verdankt es der Erhebung Donaueschingens zur Fürstlich Fürstenbergischen Residenzstadt. Im Jahre 1723 legte Fürst Josef Wilhelm Ernst den Grundstein zu einem Barockschloss, das standesgemäßer Mittelpunkt eines der größten Staatswesen des deutschen Südwestens werden sollte.
Und damit sich auch heute noch keiner den Kopf darüber zerbrechen muss, ob die blaublütigen Bewohner wohl daheim sind, gibt's eine tricky Lösung:
Weilen sie im Schloss, wird die Wappenfahne gehisst, verreisen sie, wird sie eingeholt.



Am nächsten Tag geht's wieder zurück nach Oberhamersbach, von dort laufen wir noch ein Stück durch den Schwarzwald. Das Problem ist in den Höhenlagen der Schnee: längst kompaktiert zwar - man sinkt nicht ein -, aber beschwerlich zu begehen. Deshalb beschließen wir, die Höhen des Südschwarzwaldes zu meiden, vom E1 abzuweichen und dem Frühling entgegenzugehen.

Nach drei Tagesetappen erreichen wir die Region mit dem mildesten Klima Deutschlands: Den Kaiserstuhl. Unsere Ankunft dort fällt zeitlich zusammen mit den wunderbaren Temperaturanstieg an dem Wochende nach Ostern. Die Knospen platzen, in den blühenden Büschen summen die Bienen, wir sitzen in der Sonne und löffeln recht sündige Schwarzwald-Becher.


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Kommentare: 5
  • #1

    Verena (Sonntag, 08 April 2018 22:46)

    Hallo ihr Wanderhelden, heute gab es endlich eine Dosis Blog bei Regen in Buenos Aires ... Erholung vom Dreh .. Ein Tag in der horizontalen. :) Tolle Tour. Abrazos

  • #2

    Monika (Montag, 09 April 2018 09:41)

    "Nach Osten weithin
    dehnt sich ein Wald:
    der Niblungen Hort
    entführte Fafner dorthin."

  • #3

    Bärbel (Montag, 09 April 2018 15:37)

    Mit den Heldentaten im Blog-Titel habt Ihr einen guten Instinkt bewiesen. Ich hab in den vergangenen Tagen immer wieder an Euch gedacht, wenn es hier in Berlin kalt und hässlich, ich aber unter Dach und Fach war. Das Osterbild war herzerweichend. Also, noch einmal: Ausspreche Bewunderung! Weiter so.

  • #4

    Matthias (Mittwoch, 11 April 2018 01:18)

    seid herzlich gegrüßt aus dem schönen Taunus, den ihr bald mit den Alpen eintauschen werdet. Ich werde euren Trip im Auge behalten mit Bewunderung aber auch ein bißchen Neid. Haltet durch, aber gönnt euch auch mal ne Pause! Echte Helden brauchen das! Ihr seid gut in der Zeit und werdet sicher noch viel Schönes zu berichten haben. Wir freuen uns drauf!

  • #5

    Anja (Mittwoch, 11 April 2018 11:54)

    Danke Ihr Lieben, Eure netten Worte sind uns ein echter Antrieb! Auf bald!!!❤