02. November 2018
Wenn man sie vor sich hat, glaubt man natürlich kaum, dass siebeneinhalb Monate jemals vorübergehen - und schwupp, schon sind sie vorbei. Wir hatten noch ein paar warme Herbsttage im Osten Portugals, haben noch einen Abstecher nach Ourense, also nach Nordwestspanien, gemacht, um Anjas Freundin Asunción zu besuchen, die jetzt auch nach fast drei Jahrzehnten Brasilien den Rücken gekehrt hat. Und von Castelo Branco aus sind wir mit dem Zug gefahren, weil wir uns das letzte, relativ garstige...
26. Oktober 2018
Kein Zweifel, über Angehörige anderer Völker Witze zu machen, ist dumm, geschmacklos, niveaulos. Ganz zu schweigen davon, dass solche Witze selten witzig sind, weil es eben nur begrenzt lustig ist, sich zulasten anderer zu amüsieren. Pardon allerdings ist zur Not den Brasilianern zu gewähren, die allzu gerne Portugiesen-Witze erzählen; das ist eben die - späte und relativ harmlose - Rache der ehemaligen Kolonisierten an den früheren Kolonialherren. Anlass dieser Betrachtung ist die...
07. Oktober 2018
Die Wanderwege führen in Spanien oft an den Grenzen der Farmen entlang, und deshalb hat man beim Wandern immer wieder einen Zaun neben sich, oder eine Mauer aus grob aufeinander geschichteten Wackersteinen, hoch genug eben, damit das Vieh nicht das falsche Gras frisst. So eine Mauer jedoch, wie sie uns auf den Höhenzügen der Sierra de Guadarrama nordwestlich von Madrid unterkam, hatten wir noch nie: Sauber gefügt, von immergleicher Höhe und Breite, abgeschlossen von einer überkragenden...
14. September 2018
Der "Zauberberg" erschien 1924, und seitdem treibt die literarische Welt eine Frage um, auf die sie bisher vergeblich eine Antwort suchte: Wo hielt sich die schöne, jedoch innerlich "wurmstichige" Clawdia Chauchat auf, nachdem sie in der Faschingsnacht dem guten Hans Castorp den Kopf verdrehte, indem sie ihm verruchterweise ihren Drehbleistift lieh, und bevor sie, zwei Jahre später, an der Seite von Mynheer Pieter Peeperkorn zurückkehrte ins Lungensanatorium Berghof? - Sie sei "in den...
03. September 2018
Im Zickzackkurs schrauben wir uns schnaufend den steinigen Bergpfad hinauf, unser Blick schweift über Geröllfelder auf schroffe Felskanten. Es dämmert bereits und der Sturn pfeift uns um die Ohren. Kann man sich am frühen Abend noch in solchen ungastlichen Höhen herumtreiben, ohne Angst zu haben, zu erfrieren, zu verhungern, zu verdursten oder alles zusammen? Plötzlich ein windschiefes Holzschild: "Refuge de Beyssellance, 30 min". Hörbares Aufatmen, die halbe Stunde schaffen wir auch...
14. August 2018
Montreal, so heißt das hübsche winzige Städtchen einen Tagesmarsch nach Carcassonne, wo wir am Vorabend des französischen Nationalfeiertages auf den örtlichen Feuerwehrball gerieten, Feuerwerk inklusive. Das WM-Finale sahen wir auf dem Marktplatz von Mirepoix, Jubeltaumel inklusive. In Mirepoix waren wir am Vortag im "Hotel do Commerce" Mittag essen, was genauso gediegen war wie es klingt. Mittagessen, das ist ein bisschen entgegen unseren Gewohnheiten, die eher zum Abendessen neigen, und...
10. August 2018
Warum macht es uns so glücklich - ja, doch: so richtig glücklich! -, den ganzen Tag in der Natur zu sein, oder jedenfalls an der frischen Luft? - Denn von dem, was wir auf unserer Wanderung wahrnehmen, ist ja nichts außergewöhnlich - nichts, was man nicht auch ohne monatelanges Wandern (es ist übrigens gerade sagenhafte viereinhalb Monate her, seit wir in Frankfurt losgelaufen sind) wahrnehmen könnte. Zum Beispiel den Sternenhimmel: Kann man auch sehen, wenn man sonstwo nachts auf den...
27. Juli 2018
Während ich mir die Zähne putze, rasiert sich der Mittvierziger in Adidas- Badelatschen sorgfältig einen verwegen ausschauenden Dreitagebart hin. Die Dame, die sich neben Wolfgang für den Tag herrichtet, belegt sämtliche Ablageflächen, um ihre diversen Cremes und Tübchen auszubreiten, so dass Wolfgang nach seiner Morgentoilette genaue Auskunft über ihren Hauttyp geben könnte. Nein, wir haben keine Nacht zu viert hinter uns, sondern befinden uns einfach mal wieder auf einem...